Sinne und Autismus - Seminar mit Dr. H.J. Scheurle "...in dieser Zeit der Ich-Krise"
Sinne und Autismus, diesen Bezug stellt Dr. Scheurle mit den Auszubildenden der Heilerziehungpflege im Unterricht her. Seit über 10 Jahren schon kommt der in Badenweiler ansässige Arzt, der bereits mehrere Bücher zum Thema Hirnforschung veröffentlicht hat und zahlreiche Seminare zu dem Thema Sinne macht, zu uns und erweitert unser Verständnis für die Sinne. In der anthroposophischen Menschenkunde beschäftigt man sich ja mit deren 12. „Das Gehirn weckt die Sinne! Es weckt die Sinne aus ihrem Ruhezustand und verbindet uns so mit der Welt.“, heißt es ziemlich zu Beginn des Unterrichts.
Auch wenn es nur zahlreiche Vermutungen zu den Ursachen der autistischen Störungen gibt, so lassen sich die Auswirkungen, die die veränderte Sinnestätigkeit des Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung betreffen, sehr gut beobachten. „Beim Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung fehlt der eigene Standpunkt, die Verortung in sich selbst, die Ich-Perspektive, von der aus er agieren kann. Menschen mit Autismus haben in dieser Zeit der Ich-Krise den Part des Kranken übernommen.“ Dr. Scheurle setzt das Phänomen des Autismus in den heutigen Kontext: wie autistisch geprägt ist unsere industrialisierte Welt? Wie steht es da mit Beziehungsfähigkeit, Kommunikation und Orientierung?
Die Seminare werden von vielen Übungen begleitet. An die Erkenntnisse aus den Übungen erinnern sich die Auszubildenden sehr gut und können so das, was sie am Arbeitsort mit den zu begleitenden Menschen erleben, sehr viel besser einordnen. Es entsteht ein Verständnis für die Vielfalt dessen, wie sich autistisch geprägte Handlungen – und nicht-Handlungen – darstellen können: Was muss ich tun, um zu helfen, um den Menschen aus seiner Fixierung zu befreien? Was aber muss ich respektieren, weil es dem Menschen hilft, sich „in sich sicher“ zu fühlen, auch wenn dies über Handlungen im Umraum geschieht? Und immer wieder wird auch der Film Rain Man mit Dustin Hoffman geschaut, an dessen Darstellung Dr. Scheurle immer noch Neues entdecken kann.