Ein neuer Jahrgang beginnt die Ausbildung zur Heilerziehungspflege am Campus am Park

Der Ita-Wegmann-Kurs

Ende August startet der neue Ausbildungsgang zur Heilerziehungspflege am Campus in Stockhausen mit 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zu Beginn hörten die Auszubildenden einen Vortrag, den Ingrid Huss über ihre Namenspatin vorbereitet hat. Der Unterricht startet wie bei allen Ausbildungsgängen mit einem Intensivkurs in Theaterpädagogik mit Almut König, so dass sich die Teilnehmerinnen schnell kennenlernen können.

Benannt ist der Kurs in diesem Jahr nach der holländischen Ärztin Ita Wegmann, die 1876 als zweites von 6 Kindern im fernen Indonesien auf der Insel Java geboren wurde. Sie war die Tochter einer holländischen Kolonialfamilie und wuchs gut behütet und in gut situierten Verhältnissen auf einer Zuckerrohrplantage auf, die ihr Vater verwaltete.
Als junges Mädchen schon erlebte sie Schicksalsschläge, als einige ihrer Geschwister früh verstarben. Mit 14 Jahren reiste sie mit ihrer Schwester auf einem Segeldampfer nach Holland, um dort die weiterführende Schule zu besuchen. Dort blieb sie bis zum Schulabschluss mit 18 Jahren. Die europäische Lebensweise faszinierte sie und sie besuchte unzählige kulturelle Veranstaltungen. Bedingt durch die Erkrankung des Vaters ging sie, mittlerweile 23jährig, mit den Eltern nach Europa zurück.
Sie beschloss, eine Ausbildung zu machen und auf eigenen Beinen zu stehen. Ihr Verlobter, den sie auf der Rückreise des Europaaufenthaltes kennengelernt hatte, war an einer tuberkulösen Lungenentzündung gestorben. So begann sie zunächst eine Gymnastikausbildung und bildete sich dann weiter im Bereich der Heilgymnastik und Massage und arbeitete auch einige Zeit in diesem Beruf.
Mit 26 Jahren begann sie ihr Studium der Medizin in der Schweiz, eines der wenigen Länder, in der auch Frauen diesen Studiengang belegen durften. Zu der Zeit begegnete sie Rudolf Steiner, der zur damaligen Zeit eine umfangreiche Lehrtätigkeit in Berlin ausübte und über 600 Vorträge hielt. Der Vortrag löste in ihr wohl den Wunsch aus, Medizin zu studieren. 1911 schloss sie als Ärztin für Allgemeinmedizin und Frauenheilkunde erfolgreich ihr Studium ab. Nachdem sie einige Jahre praktiziert hat, eröffnete sie mit einer Kollegin zusammen eine Privatklinik in Zürich, der erste Weltkrieg war im vollen Gange. In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiver mit der Anthroposophie Rudolf Steiners.
Nur elf Jahre nach ihrem Studium gründete sie eine Klinik in Arlesheim in der Schweiz, die heutige Ita-Wegmann-Klinik, die sie leitete und in der sie als Ärztin praktizierte. Sie war auch intensiv in der Heilmittelforschung tätig und aus ihrem Forschungsinstitut ging später die Heilmittelfirma Weleda hervor. Zusammen mit Rudolf Steiner forschte sie an der medizinischen Diagnostik, neuen Heilmitteln und zusammen veröffentlichten sie auch ein Buch.
Nach Steiners Tod im Jahr 1925 bot sie Seminare zur Weiterbildung für Ärzte an. Sie ermöglichte dadurch eine intensive Verbreitung der anthroposophischen Medizin innerhalb Europas aber auch über die Grenzen hinaus. Sie gründete außerdem eine Krankenschwesterschule und die heilpädagogische Einrichtung Sonnenhof, in der bis heute Kinder und Jugendliche mit Behinderung betreut werden. 1943 verstarb sie 67jährig in der von ihr gegründeten Klinik in Ascona.