Nochmal durchstarten
Stockhausen, 23.05.2017 (Stephanie Ilge). Was bewegt jemanden, sich nach Jahren im Beruf noch einmal neu zu orientieren? Und sich dann zu trauen, noch einmal die Schulbank zu drücken? Diesen Fragen stellten sich drei Auszubildende zum Heilerziehungspfleger vom Dönhoff-Kurs. Zwei von ihnen machen gerade ihre Abschlussprüfung zum staatlich geprüften Heilerziehungspfleger am Campus am Park.
Heiko Trampenau, 51, ist ehemaliger Maler- und Lackierermeister.“ Ich wollte mich mal im sozialen Bereich umschauen, ob ich da nicht meine Berufung finde.“, sagt er auf die Frage hin, was ihn zur Neuorientierung bewogen hat. Nach Jahren im Beruf und der Ausbildung von Lehrlingen hat Trampenau gemerkt, dass ihm der Umgang mit Menschen im Beruf besonders gefällt. In der Kindheit hatte er bereits durch die Nachbarstochter erste Kontakte zu Menschen mit Assistenzbedarf, oder wie es damals hieß, zu Behinderten. Vor dem Einstieg in den Malerberuf machte er auch ein Praktikum im Kindergarten. Daran erinnerte sich Trampenau, als für ihn feststand, dass er sich umorientieren möchte. In der IG Gettenbach, einer Heilpädagogischen Wohneinrichtung des Internationalen Bundes, fand er dann, was er suchte. Durch den damaligen Praktikumsort und jetzigen Arbeitgeber, hat Trampenau den Weg in die Heilerziehungspflege gefunden. Dabei kommt ihm sehr entgegen, dass er mit vielen anderen, die im ähnlichen Alter sind und sich in einer ähnlichen Lebenslage befinden, lernen kann. Der Campus bietet eine Nachqualifizierung für Menschen im Beruf oder für Umschüler ab dem 28. Lebensjahr an. „Mir gefällt einfach die Atmosphäre an der Schule. Und auch die an der Arbeitsstelle und im Team“. Trampenau wird mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag von seinem Arbeitgeber übernommen.
Christian Heinrichsmeyer, 56, hat mit einem BWL-Studium seine berufliche Laufbahn gestartet. Er war an einem Bildungsinstitut im Saarland als Fachdozent für kaufmännische Fächer tätig und hat die dortigen Azubis gefördert. Während seiner Zeit am Bildungsinstitut hat er aber immer auch den Weg in die praktische pädagogische Arbeit gesucht. So hat er in dieser Zeit als Ehrenamtlicher bei der Lebenshilfe angefangen. Er sagt dazu: “Es gibt so vieles im Bereich der Arbeit mit Menschen, mit dem es mir gut geht und wo die Stärken, die ich habe, gefordert werden. Authentizität ist hier ganz wichtig.“ Ein Kollege ermutigte ihn, doch die Ausbildung zur Heilerziehungspflege zu machen. Durch die Kursdatenbank im Internet ist Heinrichsmeyer auf die Ausbildung in Blockwochen, die Campus am Park anbietet, gestoßen. „Ich hab schon so oft gedacht, was für ein Glück es war, dass es in der Nähe nicht geklappt hat. Die Ausbildung hier ist so am Menschen orientiert.“ Heinrichsmeyer hat die Ausbildungszeit und die Möglichkeit noch einmal richtig durchzustarten genossen. Auch das Lernen ist ihm wichtig: „Das sind keine Theoretiker, die hier unterrichten, sondern das sind Leute aus der Praxis. Da sind ganz tolle Menschen dabei.“
Anja S., 58, hat vor dem Einstieg in Beruf und Familie schon einmal ein Langzeitpraktikum im Institut für Heilpädagogik in Edelzell mit mehrfach behinderten Kindern im schulpflichtigen Alter gemacht. Als die Familienzeit durch das Älterwerden der Kinder nicht mehr so vordringlich war, stand für sie ein beruflicher Neubeginn ins Haus. Das Arbeitsamt gewährte Frau S. einen Bildungsgutschein und diese machte sich auf die Suche nach einer Ausbildung im sozialen Bereich. Durch eine Zeitungsannonce hat sie dann den Campus wahrgenommen und bei der Caritas-Werkstatt in Fulda einen Praktikumsplatz gefunden. „Was mir sehr entgegenkommt ist, dass ich die Ausbildung als alleinerziehende Mutter in bis zu fünf Jahren machen kann.“ Ehrenamtlich begleitet Frau S. noch zwei Senioren in einem Altenheim. Alle drei angehenden Heilerziehungspfleger sind sich einig, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben. „Nochmal durchstarten: nicht aus Verzweiflung sondern weil man es will.“