ein Interview mit Simone Horn, Goldsworthy-Kurs ...um zu sehen, ob ich das kann!
Im Erstberuf ist Simone Bürokauffrau. Dann hat sie drei Kinder bekommen und ist mit der Elternzeit für 15 Jahre aus dem Beruf raus. So sieht die berufliche Biografie von Frauen gar nicht selten aus.
Nach der Erziehungszeit stand dann die Frage nach dem Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit im Raum. Über ein Projekt des örtlichen Arbeitsamtes (LOS,ein lokales Projekt für Frauen, die in den Beruf zurück möchten) hat sich Simone für ein Praktikum in einer WfbM der Lebenshilfe entschieden „um zu sehen, ob ich das kann“. Dort war eine Minijob-Stelle in der Produktion frei. Für 7 Jahre war sie dort dann halbtags als ungelernte Kraft tätig..
Simone hat in dieser Zeit immer ein- bis zweimal im Jahr an internen Fortbildungen teilgenommen, weil das Interesse, mehr zu wissen, groß war. Ab 2013 wurde sie zur Gruppenhelferin befördert, mit Mitwirkung an der pädagogischen Arbeit. Bei ihr entsteht das Gefühl „man ist angekommen, das ist stimmig, man kann mit einer positiven Einstellung gut ankommen.“. Damals äußerte sie bei der Leitung den Wunsch, eine FAB-Ausbildung (Geprüfte Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung) zu machen, um sich auch fachliche Kompetenzen zu erwerben, was aber abgelehnt wird.
„Ein Gefühl von auf der Stelle treten“ stellt sich ein. Durch ihren Sohn, der am Campus die Ausbildung zum HEP macht, hört sie von dem HEP2-Kurs für Menschen ab dem 28. Lebensjahr. So beschließt sie, auf eigene Kosten die Ausbildung zu machen, reduziert die Stelle und finanziert sich die Ausbildung selbst. An dieser Form der Ausbildung kam ihr die Schulzeit in Blockwochen sehr entgegen: „Man ist einfach hier und kann sich auf die Ausbildung konzentrieren, gerade wenn man übernachtet.“
Besonders angesprochen hat Simone die Aussicht, nicht mit ganz jungen Berufsanfängern zusammen zu lernen: „Es ist schon ein anderes Denken in meiner Altersstufe. Da weiß einfach jeder, warum er das macht. Wenn man ein gewisses Alter hat, dann will man das auch einfach wirklich machen.“
Sie sagt selbst, in wichtiger Grund, sich zur Fachkraft ausbilden zu lassen, ist der „mich aus der Abhängigkeit von diesem einen Arbeitsplatz zu befreien. So konnte ich ja nirgendwo anders hin. Und woanders nochmal ganz von vorne mit kleinen Aufgaben anzufangen, das wollte ich dann auch nicht mehr.“
Mit fast 50 hat Simone auch ihre Erfahrung mit der Diskriminierung als Frau am Arbeitsplatz erlebt: „Dass ich mit fast 50 noch einen Beruf erlernen will, das hat mein Vorgesetzter gar nicht richtig ernst genommen. Ich fühlte mich wie die Mutti, die meint, noch irgendwas wollen zu müssen! Bei der Arbeit war es ja ganz praktisch, dass ich meine Sache gemacht habe aber nicht besonders vergütet werden musste.“
Was Simone aber auch dazu bewogen hat, die Ausbildung zu machen, ist die Liebe zu ihrer Tätigkeit an sich: „Man bekommt von den Menschen so viel zurück! Und dann sehe ich, dass dort alle so viel mehr machen und lernen könnten, wenn man sie nur weiter anleiten würde.“ Für Simone ist die Ausbildung ganz klar ein Gewinn für Alle: Was mir zugutekommt, soll auch dir zugute kommen.
Wir danken Simone ganz herzlich für dieses Interview!