aus dem Bingenheimer Boten/ Michaeliausgabe 2017 Auf dem Weg zum Helfer im Alltag
Wir, Leona, Viola und Thomas machen die Ausbildung zum Helfer im Alltag: Unser Kurs heißt Hildegard von Bingen Kurs.
Wir fahren einmal im Monat – immer mittwochs- nach Altenschlirf. Es ist interessant, was man dort erlebt. Alle Teilnehmer haben einen Ordner bekommen und zum Abheften gibt es dann Zettel vom letzten Mal. Neben dem theoretischen Unterricht machen wir auch viele praktische Übungen. Die Gruppe passt sehr gut zusammen.
Der Unterricht ist in verschiedene Module zusammengefasst: in der Zwischenzeit waren wir bei sieben Modulen – sieben weitere haben wir noch vor uns.
Modul 1:
Im ersten Modul haben wir besprochen, was wir lernen möchten, wo wir Menschen helfen können:
Z.B. beim Essen und Trinken, Aufstehen und Anziehen, Zähneputzen, Baden und Duschen, bei Toilettengängen und beim zu Bett bringen. Auch den Umgang mit dem Rollstuhl, das Zubereiten von Zwischenmahlzeiten, Bett-Beziehen, Begleiten bei Spaziergängen und Einkäufen und beim Aufräumen und Putzen wollten wir lernen. Sowie auch (als übergreifende Themen) den Umgang mit auffallendem Verhalten, mit Hygiene, wann wir Hilfe holen müssen und wie Freizeitangebote gemacht werden (z.B. Vorlesen undMalen).
Eine Frage, die uns beschäftigte war, wie wir selber behandelt werden möchten, wie ein Mensch nicht behandelt werden darf und was besonders schlimm ist.
Am Ende des ersten Ausbildungstages haben wir in Rollenspielen gelernt, wie man andere Menschen weckt und sie beim Essen unterstützt. Alles was wir tun, sollte in Ruhe geschehen. Wir sind freundlich und rücksichtsvoll. Dem Menschen muss für einzelne Handlungen Zeit gelassen werden.
Modul 2: Berührungen
Kein einfaches Thema, nicht jeder Mensch mag es berührt zu werden: was dem einen schon zu fest als Berührung ist, hat der andere vielleicht noch gar nicht wirklich gespürt.
Berührungen hat etwas mit Tasten zu tun. Als erste Übung lernten wir, wie empfindlich Finger und Handflächen sind, wenn wir versuchen Gegenstände in einem Säckchen zu ertasten. Dann begannen wir mit Wahrnehmungsübungen an einem Partner.
Es gibt Berührungen, die als unangenehm empfunden wurden: oberflächliche Berührungen, Druck mit einzelnen Fingern, kalte Hände, Streichen gegen die Haarwuchsrichtung und eine “Krallenhand“.
Angenehm war hingegen: Berührungen mit der flachen Hand, Streichen mit Haarwuchsrichtung, warme Hände, rhythmische Streichbewegungen, langsame Bewegungen mit deutlichem Druck.
Wir lernten, dass es am menschlichen Körper verschiedene Bereiche gibt, die man berühren kann: den öffentlichen Bereich: das sind Hände, Schultern, Kopf und Rücken; den privaten Bereich: Gesicht, Oberarme, Bauch, Knie, Füße, Hals, Po; den intimen Bereich: Mund, Brust, Genitalbereich.
Der Tag endete mit Massageübungen.
Modul 3: Fortbewegung
Zunächst überlegten wir, wann Menschen Unterstützung brauchen: nämlich wenn jemand nicht gut sehen kann, nicht gut gehen kann, sehr geschwächt ist, sich schwindelig fühlt, fiebrig ist, gestürzt oder orientierungslos ist.
Dann muss man noch schauen, wie die äußeren Gegebenheiten sind…gibt es eine Treppe, geht es bergauf oder bergab, hat jemand Schwierigkeiten beim Aufstehen vom Stuhl oder aus dem Bett. Sehr viele verschiedene Gegebenheiten gilt es zu beachten.
Um auch zu lernen, wie sich der jeweils andere fühlt, haben wir viele praktische Übungen gemacht. Vor allem das Blindführen hat sich nicht jeder getraut mit zu machen. Man braucht schon ganz schön viel Vertrauen, um sich so auf einen anderen Menschen zu verlassen. Dann haben wir das Helfen beim Aufstehen vom Stuhl und dem Aufstehen vom Boden geübt.
Modul 4: Wiederholung und weiter üben der Themen von Modul 3
Wie kann ich mich auf einem Stuhl vor- und zurückbewegen, wie komme ich aus einem Rollstuhl hoch, wie komme ich vom Liegen ins Sitzen und in welchen Situationen braucht es vielleicht mehr als einen Helfer um jemanden beim Aufstehen zu helfen. Das waren die hauptsächlichen Themen dieses Tages. Viele praktische Übungen begleiteten uns.
Auch wurde uns die Funktionsweise eines Rollstuhls erklärt.
Dann schoben wir uns gegenseitig durch den Raum, um eine Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, Sitzender zu sein oder Schiebender.
Modul 5: Hilfe am Pflegebett
Zunächst lernten wir das Pflegebett mit all seinen Funktionen kennen.
Dann lernten wir, dass wir zunächst den Menschen im Bett in Rückenlage bringen müssen, wenn wir ihm beim Aufstehen helfen wollen. In Rückenlage dann beide Beine anstellen um dann die Knie zur Seite zu neigen. Dann nacheinander die Beine über die Bettkante herausnehmen. Mit der Hand unter die Schulter greifen und zum Sitzen aufhelfen. Dann das Bett heruntersenken bis die Füße den Boden berühren.
Schließlich übten wir, jemanden innerhalb des Bettes zu bewegen.
Im zweiten Teil wagten wir uns mir Rollstühlen ins Gelände. Bergauf, bergab, über Bordsteinkanten. Alles nicht so einfach. Auch ob wir über Teer, Wiese, Kopfsteinpflaster, über Brücken oder Im Wald unterwegs sind macht alles große Unterschiede.
Modul 6: Wiederholung: Hilfe beim Aufstehen
Nachdem wir noch einmal wiederholt hatten, wie wir Menschen beim Aufstehen helfen, lernten wir wie es ist, jemanden ins Bett zu helfen. Danach übten wir, das Bettlaken zu wechseln, obwohl noch ein Mensch im Bett liegt. Manchmal können Menschen nämlich nicht mehr aufstehen. Dann sind sie bettlägerig. Das Wechseln des Bettlakens klappt am besten zu zweit.
Danach erfuhren wir so einiges über die Hygiene in der Pflege. Wichtig war, wann wir unbedingt immer Hände waschen müssen, wann wir Einmalhandschuhe verwenden sollten und worauf wir sonst noch bei uns selbst achten müssen (z.B. auf gepflegte Fingernägel und Haare, keinen störenden Schmuck, saubere Kleidung, gute Mundhygiene, auf Schuhe, die gut Halt geben, dass wir niemanden anhusten und noch vieles mehr…)
Modul 7: Händedesinfektion und Hilfe im Bad
Zunächst lernten wir, wie man sich richtig die Hände wäscht. Dann wurde uns die Händedesinfektion gezeigt und wir übten das richtige Ausziehen und Entsorgen der Einmalhandschuhe.
Den Hauptteil dieses Moduls nahm dann das Thema Hilfe im Bad ein. Wir lernten, warum es wichtig ist bei der Körperpflege zu helfen, woran man alles denken muss…
Schon bei der Vorbereitung des Bades: Bad anwärmen, frische Kleidung auswählen/ Wetter und Anlass beachten, Handtücher, Waschlappen und Pflegemittel bereitlegen, Fuß und Gummimatten auslegen, Wassertemperatur prüfen, Hände waschen und anwärmen.
Auch die Reihenfolge der Waschung ist wichtig: von oben nach unten! Nicht einfach irgendwo anfangen.
Das ganze wurde von praktischen Übungen begleitet.
Jetzt haben wir Halbzeit in unserer Ausbildung. Und wir finden, wir haben schon ganz schön viel gelernt.
Leona, Viola und Thomas