Eurythmie trotz Masken…Wir sind glücklich, mit Johannes Bonhage einen Eurythmie-Dozenten gefunden zu haben, der mit den Widrigkeiten der Pandemie-Auflagen beherzt und engagiert umzugehen weiß. Als Heileurythmist, der unter anderem in der benachbarten Lebensgemeinschaft tätig ist, geht er allerdings schon länger mit Pandemie-Auflagen in Einrichtungen um.
Die Eurythmie möchte Seelengesten über Bewegung und Haltung Ausdruck verleihen, dabei spiegelt sich natürlich auch vieles im Gesicht…was zur Zeit nicht abzulesen ist! Johannes Bonhage begleitet die Gesten mit wenigen begleitenden Worten und siehe da…es funktionniert: Es entsteht ein Empfinden für die Geste, für Raum, Umraum und die Mitwirkenden.

Der Joseph-Beuys-Kurs ist in seiner dritten Eurythmie-Stunde zu sehen. Ganz klassisch die ersten Buchstaben und ihre Geste sowie die dazu gehörende Seelenhaltung, die Lemniskate, der Fünfstern… Sich gegenseitig zuzuschauen und im Tun zu erleben ist für viele ein Aha-Moment: “Ach so! beim Fünfstern entsteht in der Mitte der Form ein Kreis!” Und sich selbst beim Laufen wie von Außen zu beobachten und sich in der Gruppe zu positionieren ist für die meisten ein ganz neues Erlebnis.
Die Fotos mögen befremdlich wirken, aber da unsere Auszubildenden in Einrichtungen der Behindertenhilfe arbeiten, bleiben zur Zeit auch beim Bewegungsunterricht die Masken an.

Die Eurythmie findet ihre Anfänge in der Zeit der Jahrhundertwende. In dieser Zeit gab es große Bestrebungen von Erneuerung im Lernen mit der Reformpädagogik, auf der Suche nach einer neuen Menschlichkeit im Lernen und einer Pädagogik, die sich vom Kind, nicht vom erwarteten Ergebnis ableitet.
Auch die Bewegungskunst erlebte eine Erneuerung, hin zu einer Suche nach dem seelischen und natürlichen Ausdruck, der mehr Freiheiten der Bewegung zulässt. Berühmt wurden Loise Fuller und Isadora Duncan mit ihren schleierartigen Kostümen. Sie arbeiteten auch schon mit besonderen farbigen Lichtprojektionen und erweiterten damit den von ihnen eingenommenen Bewegungsraum auf den gesamten Bühnenraum.

In der Eurythmie wird Sprache und Musik mit in die Bewegung hineingenommen und durch Bewegung sichtbar gemacht. Das sonst unsichtbare und nur hörbare Strömen, die Bewegung, die die Luft beim verwirbeln dabei erlebt, die Bewegung der Seele und der geistige Inhalt sollen ihren Ausdruck finden.

Dabei hat die Laut- oder Spracheurythmie einen festgelegteren Rahmen für Gebärden, da jeder Buchstabe eine bestimmte gestische Ausformung erfährt. In der Musikeurythmie ist die Interpretation freier, hier wird eine Form herausgearbeitet, die sich auf u.a. Takt, Tonart, Stilrichtung, Instrumentierung bezieht.

Am Campus steht Eurythmie auf dem Stundenplan. Durch sie können die Auszubildenden einen Zugang zu den Lebenskräften und den Seelenkräften über die Bewegung erfahren. Es werden zum Beispiel Gedichte in Geste und Form geübt. Dabei wird die Wahrnehmung über das eigene Üben erweitert auf die Wahrnehmung der ganzen Gruppe.