„Verstehen und immer wieder neu verstehen“

Die Prüfungen sind geschafft! Nach drei Jahren Ausbildung haben 7 junge Menschen heute ihr Diplom zur staatlich anerkannten Heilerziehungspflege erhalten. Mit großer Freude gehen sie ihren Aufgaben als Fachkraft in der Behindertenhilfe entgegen. Viele Fachkräfte werden von ihren Ausbildungsorten als Mitarbeitende übernommen. Andere wählen gerade unter den vielen Angeboten, die ihnen in Zeiten der verstärkten Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften zur Verfügung stehen, ihren neuen Arbeitsort aus.

Aus den verschiedenen Regionen von Mittel-, Nord- und Osthessen sind die Auszubildenden zum Blockwochenunterricht an den Campus am Park gekommen. Umgeben von der schönen Atmosphäre der barocken Schlossparkanlage in Stockhausen konnten sie sich nach dem Ende des Lockdowns aus dem Arbeitsalltag herausbegeben und sich auf die spannenden Themen der Ausbildung konzentrieren: zum Beispiel die Grundlagen bildenden Fächer wie Berufs- und Rechtskunde, Medizin und Psychologie. Aber sie haben sich auch die Fachkompetenzen für Teamgesprächsführung, Qualitätssicherung und Hilfebedarfsplanung angeeignet. Denn nicht selten übernehmen die Auszubildenden des Campus später die Team- oder Gruppenleitung an ihrem Arbeitsort.
Ein Teil der jungen Menschen wird danach erfahrungsgemäß weiter studieren. Der Abschluss zum staatlich anerkannten HEP lässt einen direkten Hochschulzugang zu. Mit dem Diplom erhält man den Bachelor professional im Sozialwesen.
Im letzten Teil der Fachprüfungen wird ein Fachgespräch über ein Projekt mit der Prüfungskommission geführt. Das Projekt beginnt damit, dass sich die Auszubildenden zusammen mit einem Menschen mit Hilfebedarf anschaut, welche Begleitung er oder sie sich zur Realisierung einer bestimmten Fähigkeit wünscht. Das kann ein Weg in eine größere Selbständigkeit im Alltag sein, indem man gemeinsam lernt, einzukaufen: Was brauche ich? Wie komme ich zum Geschäft? Wie kann ich mit Geld umgehen lernen? Wie lerne ich Haushalten? Das kann aber auch die Ermöglichung an der Teilnahme eines Hobbys oder eines Events sein, wie zum Beispiel die Teilnahme an einem Vereinssport, den Special Olympics, einer Fortbildung. Da ist die Bandbreite so groß wie das Leben.
Schulleiter Frank Ilge geht in seiner Abschlussrede auf die Besonderheit der Haltung und des Blicks ein, die für das Ermöglichen von Fähigkeiten, das „Empowerment“, wichtig sind: „Menschen können mit der richtigen Haltung Dinge grundlegend verändern…ein neuer Blick auf den Menschen oder auf eine Situation kann plötzlich alles verändern.“ Dass die Auszubildenden das auch in die Tat überführen können, bewiesen die in den Fachgesprächen vorgestellten Projekte. Weiter geht Frank Ilge auf die eigene Entwicklung bei der Arbeit mit Menschen ein: „Die Begleitung von Menschen mit einem Hilfebedarf führen immer zu zweifachen Erkenntnisprozessen: Ich verstehe mein Gegenüber immer besser und vielleicht verstehe ich auch mich immer etwas besser“. Leonie sagt in ihrer Rede bei der Abschlussfeier stellvertretend für ihre Komiliton:innen: „ Diese Ausbildung hat auch für mich eine unglaubliche Entwicklung in meiner Persönlichkeit bedeutet. Vor drei Jahren zum Beispiel hätte ich niemals gedacht, dass ich einmal so vor einem Publikum eine Rede halten kann.“
Die verbleibenden 8 Auszubildenden des Abouleish-Kurses machen ihre Ausbildung berufsbegleitend über 3 1/2 Jahre und werden ihre Prüfungen im Dezember machen. Dann wird auch richtig groß gefeiert!